| Meine Arbeiten sind immer mit Erinnerungen verknüpft. Ein vielfältiges Puzzle von erlebten “Bildern“ fügt sich allmählich zu einem Ganzen. Das Resultat ist die Konkretisierung von Stimmungen, die Verdichtung von sinnlich erlebten Momenten. Jedes Kunstwerk besitzt eine eigene Geschichte, ist voller Emotionen und Energie, ein Spiegelbild der inneren Konstruktion meiner Gedanken, Gefühle, Erwartungen, Hoffnungen, Erlebnisse, Träume und Phantasien. Erst später, mit der entsprechenden Distanz zum Werk, vermag ich meine eigene psychische und physische Verfassung, in der ich mich befand, zu deuten.
Während des Arbeitsprozesses versetze ich mich in eine Art meditativem Zustand. Mein äußeres Umfeld nehme ich nur noch bedingt wahr. Passend zum jeweiligen Thema wähle ich die entsprechende Musik, die das Erlebte atmosphärisch wieder aufleben lässt. Dem Betrachter meiner Arbeiten bleibt ein "Sich leiten lassen", eigene Gefühle und Gedanken aufzuspüren, eine Reise der Phantasie und Kreativität anzutreten.
In jedem Bild ist “meine persönliche Handschrift“ erkennbar. Deshalb signiere ich meine Werke immer rückseitig. Hervorstechende Signaturen sind für mich Zeichen der Eitelkeit. Da das Kunstwerk nicht mehr die Aufgabe hat, eine real existierende Wahrnehmung abzubilden, eine Kopie der Natur zu sein, versuche ich einen eigenen Kontext zu finden, abstrakte Formen, Symbole zu suchen, die in uns ursprüngliche Gedanken und Gefühle wieder freisetzen können.
Der Weg der Abstraktion ist eine Brücke, die mich von meinen gewohnten Sehstrukturen befreit. Er ist Mittel zum Zweck, eine Möglichkeit, mein inneres Bild zu konkretisieren. Die Auseinandersetzung mit der Abstraktion entspricht der Suche nach Dingen, die nicht dinghaft sind, mit der Erkenntnis sie aber dinghaft zu machen. Das, was zu malen ist, ist das, dass es nichts mehr zu malen gibt. Das "Nichts mehr" darzustellen bedeutet, abstrakte Formen zu finden, die dem entsprechen.
In Allem liegt der Wandel, Bewegung und Vergänglichkeit. In Allem trifft sich Gegensätzlichkeit und Spannung. Alles ist im Fluss. Erst wenn ich fähig bin, einen Zerstörungsprozess einzuleiten, habe ich mich vom Liebgewonnenen befreit und entdecke dann zufällig das "Konkrete".
Talent und Begabung sind nicht die alleinigen Voraussetzungen, künstlerisch tätig zu sein. Es bedarf einer langen Suche, eines ergiebigen Studiums. Kunst ist vor allem der Drang nach Kreativität, das Abtasten eines riesigen Feldes, das Komponieren, das Zerstören und Heilen. Mit der Kunst lassen wir uns auf neue Wege ein, entwickeln, formen und ergründen wir die Welt, entlocken wir ihr ihre tiefsten Geheimnisse.
In der Reduktion der Mittel liegt die Schwierigkeit. Im Laufe der Zeit durchlebt man unterschiedliche Phasen und Vorlieben. Mal sind es bestimmte Farben oder Materialien, mal kommen neue technische Handgriffe oder Werkzeuge hinzu. Dann ändert sich die Thematik, die Form, der Inhalt und dennoch zieht sich eine persönliche Handschrift wie ein roter Faden durch all die Jahre der Wandlungen. Mit dem Erwerb der vielen Erfahrungen und handwerklichen Griffe gewinnen die Arbeiten immer mehr an Tiefe, werden sie intensiver, kraftvoller und lebendiger.
Meine ersten Collagen entstanden 1980 während meines Studiums an der Hochschule der Künste Berlin. Anfangs waren es eher Montagen. Aus den Zeitschriften Geo und Stern schnitt ich Fotos, die ich wie ein Puzzle aneinanderfügte und später mit Ölfarbe übermalte. Die Bilder waren inhaltlich meist politischer Natur, widmeten sich insbesondere der Umweltproblematik der 80iger Jahre und der Deutschen Nachkriegsgeschichte.
In den Jahren 1986-1990 setzte ich mich intensiv mit der griechischen Mythologie auseinander. Zum Thema Daedalus und Ikarus entstanden unzählige Arbeiten. Der Inhalt der Sage wurde für mich zum Schlüsselerlebnis. In allem, was wir Menschen tun, steckt der Drang und die Gefahr Grenzen zu überschreiten. Nur der Weise bemerkt das Drahtseil, auf dem er sich befindet. Er schreitet sehr vorsichtig, bedächtig voran und respektiert seine eigenen Grenzen.
1987 reiste ich erstmalig in die Türkei und war berührt von der Gastfreundlichkeit der Menschen, der gefühlvollen Musik und den antiken Tempelanlagen mit ihren Zeitzeugen. Beeindruckt von der Verehrung des Begründers der modernen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, auf dessen Abbild ich immer wieder stieß, entstand eine kritisch reflektierte Reihe von Collagen mit eingearbeiteten Fotos. Aber auch die Ausstrahlung der mächtigen Moscheen ließ mich nicht unberührt und die Ruinen der antiken Hafenstadt Ephesus, insbesondere die Statue der Fruchtbarkeitsgöttin Artemis übten so eine Faszination aus, dass ich auch hierzu eine Reihe von Collagen auf blauem Grund und weißem Sandgrund umsetzte. Ab 1990 habe ich für meine Technik den Begriff “Ölcollagen“ gewählt.
1995 reiste ich in die USA, nach Kalifornien und New York. Die Weltmetropole New York eröffnete mir ganz plötzlich neue technische und formale Perspektiven. In einem kleinen Geschäft am Broadway, Kate´s Paperie entdeckte ich zum ersten Mal handgeschöpfte Papiere aus Südamerika und Asien. Fasziniert von ihrer Konsistenz, ihrer Struktur und Textur entstanden die ersten Collagen auf handgeschöpftem Bütten, in denen ich meine Liebe zu dieser Stadt Ausdruck verlieh. Seitdem bin ich wie ein kleines Kind stets auf der Suche nach neuen, außergewöhnlichen Papieren aus fernen Ländern der Welt. Es gibt so viele unterschiedliche Papiere!
1998 bereiste ich den Südwesten der USA, Nevada, Arizona, Colorado und Kalifornien. Wie kann ich in meinen Arbeiten diese unendliche Weite, die ich in Europa nie erfahren habe, umsetzen? Alles war so weit und monumental. Wir legten hunderte von Kilometern zurück und die Landschaft war stets im Wandel, über Wüsten, durch Canyons, über Berge, durch Schnee, an Feldern vorbei. Nun erst begriff ich, wie Landschaften den Künstler in seinen Bann ziehen können, welche Faszination die Perspektive ausübt, wie mich das Spiel mit der Ferne und dem Horizont nicht mehr losließ.
Im Jahr 2000 entdeckte ich Südafrika, ein Land, das mich bis heute immer wieder überrascht und von neuem fasziniert. Hier spüre ich meine Wurzeln und fühle mich heimisch. 2002 gehe ich für 3 Monate nach Kapstadt, arbeite und unterrichte dort an der Ruth Prowse Art School in Woodstock. In dem für diesen Kontinent typischen Licht entstehen sehr farbenfrohe, leuchtende Arbeiten auf Holz und handgeschöpftem Bütten. Aber auch die Strukturen werden durch die Bearbeitung von Elefantendung-, Bananen- und anderen Afrikatypischen Papieren noch mehr hervorgehoben und texturreicher. Wie kann ich dieses extrem helle Licht, das zum einen sehr klar erscheint, zum anderen wieder milchig wirkt, in meinen Bildern festhalten? Wie bildet man den Ausdruck, die Stimmung der Landschaft ab ohne gegenständlich zu werden? Hier ist wieder alles so weit aber nicht monumental. Hier ist alles etwas “graziler“ und “verspielter“. Hier prägen die Tiere und Menschen die Landschaft. |